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Autor Thema: Filmdreh Chaos - Adventskalenderaktion 16.12.23  (Gelesen 379 mal)
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Mond in dunkler Nacht
Heisser Feger
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« am: 31. Dezember 2023, 10:13:38 »
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Was ein Trubel! Bereits seit zwei Wochen herrscht bei uns auf dem Gelände eine ungemeine Aufregung. Überall fremde Menschen, Technik die mir vollkommen fremd ist und ständig Lärm. Zwar wurden wir bereits zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass der urige Hof als Filmset ausgewählt wurde und haben dem auch alle zugestimmt, aber mit so viel Trubel habe ich nicht gerechnet. Klar, ich wusste schon, dass es sehr aufwändig ist, aber ich hätte wenigstens gedacht, dass ich in Ruhe auf dem Reitplatz unterwegs sein könnte, ohne kunstvoll aufgerichtete Turnierhindernisse für eine bestimmte Szene möglichst nicht umzureiten. Auch den Pferden setzte dieser ganze Kram deutlich zu. So war ich sehr froh, dass die Filmleute sich von den Stallungen wenigstens größtenteils fern hielten. Doch bisher war überhaupt erst annähernd ein Set aufgebaut worden und heute sollten die Schauspieler kommen, um die ersten Szenen zu drehen. Während ich zunächst angenommen hatte, dass der Film ein reiner Pferdefilm war, hatte ich damit nicht wirklich recht. Es handelte sich um eine Art Krimi und der Detektiv hielt sich nur während eines wichtigen Turnieres hier auf und verfolgte wichtige Spuren. Tatsächlich hatten die Filmleute auch einige Flyer bei uns aufgehangen, in der sie uns Statistenrollen anboten, um mit unseren Pferden als Teilnehmer an dem stattfindenden Turnier dabei zu sein. Und ich meine, dies ließ sich wirklich niemand entgehen. Also hatten wir allesamt beschlossen uns diesem Trubel anzuschließen und übten so auch seitdem die Filmleute hier waren mit den Pferden, die die Filmleute für uns ausgesucht hatten. Obwohl diese Szene nicht mehr als fünfzehn Minuten im ganzen Film einnehmen würde, waren gut ein dutzend neue Pferde für diesen Zeitraum eingezogen. Obwohl wir alle sicher gewesen waren, dass unsere Pferde sich auch trotz Kamera und allem beweisen konnten, wurden uns teilweise neue Pferde zu geordnet, nur einige von unseren Pferden wurden ausgewählt um auch im Springparcours zu starten und nicht nur auf den Weiden ins Bild genommen zu werden. Zu meiner großen Freude wurde mir jedoch erlaubt mit Universe Queen teilzunehmen, da sie trotz der großen Unruhe seelenruhig ist und genug Potenzial hat, um den Parcours zu meistern. Heute sollte es also soweit sein. Und ich war nicht die einzige aufgeregte Person. Während ich selbst etwas planlos über den Hof tigerte, sah ich, dass es auch den anderen nicht anders erging. Gerade wollte ich mich nach irgendeiner Person umschauen, die mir irgendwas zu dem Ablauf sagen konnte, als eine Stimme verstärkt durch ein Megaphone über den Hof schallte. "Alle Statisten mit Pferden sollen sich fertig machen, wir drehen gleich die Szenen und danach sind die auch fertig." Obwohl ich etwas unsicher war, was ich jetzt tun sollte, machte ich mich auf den Weg zu den Stallungen. Bereits gestern hatten wir Mitglieder der Haltergemeinschaft die startenden Pferde fertig gemacht und in Boxen gestellt, damit sie sich nicht wieder draußen auf dem Offenstall eine dicke Matschschicht zu zogen. Guter Dinge machte ich mich nun also auf den Weg zu Universe.

Neben den Gesichtern, die ich kannte, tummelten sich auch noch viele andere Statisten und Filmleute in den Stallungen. Dieses Filmbusiness war wirklich nichts für mich. So viel Stress und Trubel war schon jetzt kaum noch auszuhalten. Wobei es ja nicht viel mehr Unruhe und Menschen hier gab, als würden wir ein Turnier ausrichten, dennoch war mir letzteres lieber. Denn da waren wir wenigstens unter vielen Reitermenschen und nicht unter Filmmenschen - das sind schon ganz besondere Persönlichkeiten. Zu meiner großen Freude war Universe Queen einigermaßen ruhig und stand neugierig an ihrer Boxentür. Es war für mich eine große Erleichterung zu sehen, dass sie einerseits ihre Decke nicht abgeschubbert hatte und andererseits noch einigermaßen ruhig war. Dennoch, vielleicht aber auch gerade um diese Ruhe zu wahren, entschied ich mich dazu mir mit Universe einen ruhigeren Ort zu suchen, um uns beide letztendlich fertig zu machen. Deshalb machte ich mich mit dem hübschen Pferd und den ersten Utensilien auf den Weg zu einer abgelegenen Anbinde, an der tatsächlich keinerlei Filmpersonal herumlungerte. Nur Fabi traf ich hier mit einem Leihpferd an. Normalerweise hätte ich mich gerne mit ihr unterhalten, aber aufgrund der allgemeinen Unruhe hier, genoss ich lieber das angenehme Schweigen und begann damit die siebenjährige Württemberger Stute zu putzen. Dafür zog ich ihr aber zunächst die Decke ab. Unter dieser tat sich ihr frisch gewachsenes und sauber glänzendes Fell hervor. Dementsprechend brauchte ich lediglich ihre Beine und Hufe, sowie das Gesicht und den Hals der Stute putzen, theoretisch hätte ich auch den Bauch des Warmbluts putzen müssen, doch nach einem prüfendem Blick unter diesen stellte sich heraus, dass sie dort nicht wirklich dreckig war, sodass ich nur einmal grob die Einstreuflocken herausputzte. Da Uni an sich sich eigentlich nicht wirklich schmutzig machte, war auch an dem Rest ihres Körpers nicht viel zu putzen und so konnte ich mich nach kurzer Zeit daran machen ihre Turniermähne zu sortieren. Aufgrund der Kürze von dieser, musste ich nicht wirklich viel machen und konnte dann damit beginnen die vielen Einstreuflocken aus dem Schweif des großen Tieres heraus zu sammeln. Gemeinsam mit Fabi machte ich mich schweigend auf den Weg, um die Putzsachen weg zu bringen und stattdessen die Sättel, Trensen und Bandagen der Springpferde zu holen. Während ich mit dem Sattel und der sonstigen Ausstattung wieder bei Universe angelangte merkte ich langsam wie die Anspannung in mir hochkochte. Ich war wirklich aufgeregt. Obwohl wir nur für wenige Sekunden zu sehen sein sollten, war es trotzdem etwas besonderes vor den Filmleuten und den Kameras im Springparcours aufzutreten und zu wissen, dass möglicherweise Teile meines Rittes im Film vorkommen könnten. Uni sah wirklich schick aus. Die weiße Satteldecke passte perfekt mit dem schwarzen Springsattel zusammen und auch die Bandagen der Stute betonten ihre Beine sehr gut. Tatsächlich hatte ich mich dazu entschieden die Fliegenohren für den Ritt wegzulassen, da es aufgrund des Wetters nicht mehr allzu viele aktive Fliegen hier gab, die auf die Idee kommen würden die Stute bei ihrer Aufgabe zu stören. Mit einem aufgeregten Lächeln strich ich mir noch einmal über das Jackett, dass ich mit dem restlichen Turnieroutfit an hatte. Universe Queen entspannte sich neben mir und lehnte ihren Kopf leicht gegen den meinen, während wir noch darauf warteten, dass Fabi die Leihstute fertig machte. Ich war wirklich erstaunt wie ruhig mein Pferd war und entschloss mich dazu sie als Vorbild dafür zu nehmen und entspannte mich auch etwas mehr. Es war "einfach nur" ein Springturnier. Mehr nicht. Auf der Weltmeisterschaft wurde ich auch gefilmt und da gab es dazu noch ein großes Publikum und einen wesentlich anspruchsvolleren Springparcours. Diesen hier würde meine Allrounder Stute mit Sicherheit ohne Probleme meistern können.

Gemeinsam mit gut fleißig anderen machte ich mich zu nächst auf dem Weg zu unseren Reitplätzen, die großzügig als Abreiteplätze dienten. Auch hier waren bereits einzelne Kameras auf uns gerichtet. Später, so hörte ich im vorbereiten, sollte der Hauptdarsteller einmal an dem Abreiteplatz vorbeigehen. Dies sollte aber nachträglich herein geschnitten werden, da den Filmleuten glücklicherweise bewusst war, wie lange der Dreh einer solch einfachen Szene dauern könnte und das die Pferde danach im Zweifel keine Energie mehr für den Parcours hätten. Uns eins konnte man den Filmleuten lassen, dahin gehend waren sie wirklich sehr zielstrebig, wahrscheinlich, weil im Filmbusiness Zeit eben Geld war und auch allen Statisten eine kleine Summe zu stand, sowie die Unterbringung der Pferde ebenfalls bezahlt werden musste. Normalerweise würde ich mich köstlich über dieses Verhalten amüsieren, doch ich war ehrlich gesagt froh, dass wir danach damit fertig waren und die Filmleute die nächsten Tage nur noch beiläufig auf dem Hof drehen würden und nicht an Orten, an denen sie unser Training großartig stören würden. Immerhin durfte man auch nicht vergessen, dass viele von uns regelmäßig auf Turnieren starteten und dafür auch trainieren mussten. Auf dem Abreiteplatz zum Aufwärmen standen bereits einige leichtere Hindernisse und nachdem ich bemerkt hatte, dass Uni mir einerseits gut zu hörte und andererseits auch im Schritt genug aufgewärmt war, begann ich damit die Hindernisse anzureiten, wann immer diese für einen Moment frei waren. Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht spürte ich die trainierten Muskeln der Springstute unter mir und merkte, dass sie heute einen guten Tag hatte. Das war auf jeden Fall gut, denn auch wenn wir wenn überhaupt nur kurz im Film vor kommen würden, wollte ich mich nicht mit einem Sturz oder einem schlechten Ritt blamieren. Zu meiner großen Erleichterung durfte ich tatsächlich mit Universe als erstes starten. Die letzten Tage hatte ich bereits genug Zeit gehabt, um mir die Strecke anzuschauen und so war ich davon überzeugt, dass wir zwei es schaffen konnte.

Die Stute und ich warteten an dem Zeitmessgerät darauf, dass wir starten durften. Der Kopf der Württemberger Stute war hochgeregt und sie kaute eifrig auf dem Gebiss. Eines ihrer Ohren war zu mir gerichtet und das andere in die Richtung der Kamerateams. Einerseits machte ich mir etwas Sorgen, dass sie vielleicht doch zu nervös war, aber ich spürte ihre Muskulatur unter mir und ihre Position unterschied sich nicht wirklich davon, wie sie sonst vor Turnieren oder vor dem Training stand. Diese Ruhe beruhigte auch mich und ich blendete einfach die Umgebung aus. Als man mir das Signal zum starten gab trieb ich Universe aus dem Stand in den Trab und von da aus in den Galopp. Mit langen Galoppsprüngen steuerten wir den ersten Steilsprung an. Kräftig drückte sich das ausgebildete Springpferd vor dem ersten Sprung ab und zog die Beine an den Körper an. Ich musste leicht lachen, als wir wohlbehalten auf der anderen Seite wieder aufsetzen und beugte mich so gleich wieder im Sattel vor, sodass wir im leichten Sitz auf das nächste Hindernis zu steuerten. Auch der Oxer war keine Herausforderung für das hübsche Pferd. Zu meiner großen Freude stellten sich auch die restlichen Hindernisse nicht als allzu kompliziert da und Universe hörte mir gut zu. Konsequent richtete sie ein Ohr in meine Richtung, kurz vor dem Sprung drehte sie dann meistens beide zu mir, nur um sie für den Sprung wieder nach vorne zu drehen. Es war wirklich amüsant mit was für einer Leichtigkeit die Stute, die eigentlich auch anspruchsvollere Parcours gewöhnt war, über die Hindernisse flog. Lächelnd steuerten wir wieder auf die Zeitschranke zu und ich klopfte dem eifrigen Pferd den Hals. Ich hatte wirklich Glück, dass ich mit Universe starten durfte und nicht etwa mit einem Leihpferd, denn es brauchte immer etwas um sich an ein Pferd zu gewöhnen. Tatsächlich zeigte sich dies auch an den Resultaten. Denn sämtliche Pferde-Reiter-Teams, die sich noch nicht so vertraut waren, schnitten nicht so gut wie die anderen Teams ab. Gerade eine solche ungewohnte Umgebung erforderte inniges Vertrauen untereinander. Für dieses "Turnier" gab es natürlich nicht wirklich einen Preis und da der Film auch keinerlei Szenen der Preisübergabe beinhalten sollten, waren wir tatsächlich auch schon mit unseren Aufgaben fertig, nachdem wir den Ritt hinter uns hatten. Universe und ich machten uns dann auf den Weg zum Abreiteplatz, wo ich mit der Stute noch einige Bahnen im Schritt lief, um ihr die Möglichkeit zu geben wieder herunterzukühlen, ehe ich mich mit ihr wieder auf den Weg zum Putzplatz machte, wo ich ihr ihren Sattel, die Trense und die Bandagen abnahm, um sie anschließend wieder auf ihren Offenstall zu entlassen. Obwohl Universe kein Fan von langen Kuscheleinheiten war, erlaubte sie mir noch kurz mit ihr zu kuscheln und sie sanft für ihre gute Mitarbeit zu belohnen. Ich war wirklich zufrieden mit ihr und auch stolz über ihre Leistung, obwohl es eine so ungewohnte Situation war. Die Stute hatte wirklich Talent zum Filmstar. Ich hingegen war absolut nicht dafür gemacht und war froh jetzt wieder etwas Ruhe zu haben. Dennoch war es eine tolle Erfahrung einmal in einem solchen Film mit zu wirken und so war es auch eher die Erfahrung und die Neugierde, die mich dazu gereizt hatten dieser winzigen Statistenrolle zu zu stimmen, als das nahezu mickrige Endgeld.
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Lena
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« Antworten #1 am: 31. Dezember 2023, 12:19:13 »
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Oooh, wie toll, dass du dich dieses Türchens angenommen hast. Es macht wirklich Spaß, deinen Bericht über den Filmdreh zu lesen. Du schreibst wirklich sehr anschaulich und ausführlich. Besonders toll finde ich, dass du so viel deiner Gedanken und auch Reaktionen des Pferdes einfließen lässt. Allerdings hätte ich mir noch gewünscht ein bisschen mehr über den Inhalt des Films zu erfahren.

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