Sehr spät war unsere erste Nacht nach dem Aufbruch im hohen Norden geworden..viele erste Eindrücke gab es abends am Lagerfeuer zu bereden, sodass es später und später wurde...und genau das schien sich nun am nächsten morgen bei allen zu rächen..als erstes erwachte franzi, die uns schon vorher mitgeteilt hatte, ein frühaufsteher zu sein und noch dazu so aufgeregt war, dass sie mit dem aufgang der sonne gegen 6uhr nicht mehr schlafen konnte. alle anderen schnauften unterdessen zufrieden in ihren zelten. franzi hatte somit die bescheidene aufgabe, die mannschaft wach zu bekommen und versuchte es mit einem alten reiterstrick: sie lief an jedes zelt, öffnete den reisverschluss und rief energisch ins zelt "aufstehen, schnell, zwei pferde sind ausgebrochen"...sofort blitzten ihr einige augenpaare entgegen und die schlafsäcke wurden aufgerissen...das klappte hervorangend bei allen zelten, sodass innerhalb von 10minuten alle wach waren..als sie dann jedoch entwarnung gab, musste sie sehen, dass sie land gewann, denn mareike rannte auf sie zu und rief "hey, du bist gemein"! jenny und sandy hingegen warfen sich bei diesem anblick des fangen-spiels genervt blicke zu, wo es doch gestern noch mareike gewesen war, die jenny und sandy gewarnt hatte, heute nicht wie gestern zu verbringen^^..
ich hatte unterdessen den zeitplan im kopf- immerhin hatten wir heute wieder eine beachtliche strecke vor uns-, sodass ich mich schnell an das decken der frühstückstafel machte, wobei mich flicka bald unaufgefordert unterstützte. wir waren noch etwas wortkarg, da wir beide noch recht verschlafen waren. die anderen mädels kramten unterdessen ihr gepäck zusammen, sodass es nach dem frühstück bald zügig losgehen konnte, damit es nicht zu spät wurde. dann trommelte ich alle zusammen und hatte mir dazu extra eine kleine glocke mitgenommen mit der ich laut klingelnd über unser camp lief...alle erhoben die köpfe und meine aufforderung "frühstück ist fertig!" wurde schnell angenommen und aus allen ecken eilten die teilnehmer herbei. als ich mich selbst wieder auf den weg zum tisch machte, schmunzelte ich nur vor mich hin und dachte, "so macht sich die glocke also auch bei älteren teilnehmern bemerkbar"! ich hatte die glocke also in weiser voraussicht eingepackt, denn aus dem alljährlichen zeltlager des reitvereins wusste ich, dass unsere kids da immer super drauf reagierten und sich sammelten..und bei dem "großen kids" hatte es auch funktioniert. beim frühstück unterhielten wir uns schon einmal über unsere route und waren alle recht dankbar für das kühlere wetter heute. geplant war, dass wir bei caro in adelheidsdorf bei celle eine kleine mittagspause gegen 11uhr einlegten. sie machte dort ihre ausbildung im landgestüt niedersachsens und hatte uns so eine kleine rast mit getränken und einem lunch angeboten.
Das frühstück ging dann auch recht schnell von statten, sodass wir bald die pferde holen und bepacken konnten. Cindy ließ sich heute super brav bepacken, wodurch ich zeitig fertig war und dann kontrollieren konnten als tagesführer, dass wir an unserem startpunkt auch nichts hinterlassen würden. Reena hatte mal wieder die schweren und großen gepäckstücke in ihr auto gepackt…gwen hatte ihr geholfen und sich amüsiert mit welcher genauigkeit reena alles verstaute und meinte am ende „respekt, hätte nicht gedacht, dass das alles in dieses kleine auto geht“ und reena antwortete nur mit einem lächeln „gewusst wie“ und wir mussten alle kichern. Sowieso waren wir heute alle bester laune und das trotz der relativ wenigen stunden schlaf..
Bald ging es im sattel sitzend los..die strecke führte uns heute weite teile über den weichen boden der lüneburger heide. Die wegen bestanden aus weichem sandboden und hügel gab es auch nicht so viele, sodass wir viel boden gut machen konnten. Wir ritten überwiegend über unbeschattete strecken, doch in der kühlen luft dieses morgens auch kein problem für mensch und pferd. Überall ergaben sich kleine gesprächsgruppen…vorne bildeten die selbsternannten dressurtussis um mareike, jenny und ana die spitze, dahinter unterhielt sich eine kleine gruppe um sandy, flicka, juni, juli und manadis über die westernreitsparte..und das schlusslichtbildete sich um gwen und mich, wo wir heiß über kinderlieder diskutierten und gwen mit lieder vom immenhof beibrachte…wir hatten eine menge spaß, sodass ich nichtmal wahrnahm, dass wir mittlerweile den falschen weg eingeschlagen hatten! Auf einmal kamen wir in einen wald mit laubbäumen und trabten dann an, um einiges an boden gutmachen zu können, was auch gut funktionierte, aber somit entfernten wir uns immer weiter von der idealen strecke. Am ende dieser längeren trabpassage begrüßte uns ein kleiner see, der mal wieder zum baden einlud. Von vorne schallte es auch schon „na sandy, lust auf das kühle nass“- es war sofort klar, dass diese worte aus jennys mund kamen
! Sandy bedauerte, aber ihr war es einfach zu frisch…doch da wurde ich stutzig..ich wusste, es gab keinen see zum baden bis wir den zwischenstop bei caro erreicht hatten. Verwundert stieg ich kurz ab, während die anderen mädels ihre pferde eben einen moment grasen ließen. Verduzt wälzte ich meinen großen lageplan der lüneburger heide und stellte fest, dass es diesen see gab, wir aber einen großen bogen hätten drum reiten sollen. Ich erkundigte mich bei dem start der gruppe, ob eine große weggabelung mit beschilderung richtung „celle“ dabei gewesen sein, aber sie verneinten ein solches schild gesehen zu haben und seien doch nur meinen anweisungen „20km geradeaus“ gefolgt…ich erklärte unsere lage und wir suchten gemeinsam den schnellsten weg raus. Sooo weit abgekommen waren wir nicht, aber trotzdem vernahm ich von ein paar seiten getuschelt mit „na toll“ und „muss das denn sein“ und war etwas betrübt. Von nun an setzte ich mich selbst an das anfang der gruppe..nicht, weil ich den anderen nicht vertraute, aber ich wollte einfach sicher gehen, dass wir für dieses teilstück nicht noch wochen oder gar jahre benötigen würden
! Bald trabten wir dann alle unsere pferde und handpferde zu einem lockeren trab am längeren zügel an..das tempo war so gemütlich, dass man sich noch gut unterhalten konnte, was an den lauten wortfetzen, die einem immer wieder zu ohren kamen, gut zu erkennen war. Gwen und ich bildeten das startlicht der truppe und trällerten gemeinsam noch immer froh und freudig lieder unserer kindheit so vor uns her. Heraus kam dabei eine mischung aus „heidiiiiiii, heidiiiii, deine welt sind die beheeeerge, dunkle tannen, grüne wiesen im sonnenschein“ über „gummibären, hüpfen hier und dort und überall, das sind die gummibären“ bis hin zu „tick trick und track“…nach einer weile schaute ich nach dem rest der truppe, da die wortfetzen immer leiser und das hufgetrappel immer weiter entfernt schien und musste feststellen, dass unser anhang ein weites stück hinter uns war. Wir parrierten umgehend zum schritt durch und wollten den anderen somit gelegenheit geben, aufzuholen. Gwen kommentierte unsere aktion trocken mit „na denen ist unser wunderschöner gesang wohl zu viel geworden“ und daraufhin verfielen wir beide in ein herzhaftes lachen, was die anderen dann noch mehr verwunderte. Als wir uns endlich wieder gefangen hatten und die gruppe wieder eine einheit bildeten, ging es wieder im trab weiter, da wir das ende des waldes und damit eine freie wiesenfläche erreicht hatten. Über die frisch gemähten wiesen der lüneburger heide ließ es sich doch sowieso am besten galoppieren, stellten wir einheitlich fest und einigten uns auf einen langgezogenen galopp im ruhigen arbeitstempo, damit wir viel zeit mit so wenig konditionsverschwendung gut machen konnten, wie möglich. Auf handzeichen meinerseits trabten wir unsere pferde an und mit dem erreichen des waldendes ging es dann in einen ruhigen galopp über. Der erste galopp an diesem tag erforderte natürlich etwas kontrolle..die pferde waren zwar schon etwas ruhiger als gestern, doch trotzdem stachelten sie sich gerne gegenseitig auf…so zog auf einmal kadda mit ihren zwei wendigen isländern an mir vorbei, was rose natürlich gleich dazu aufforderte, das tempo zu steigern. Mit einem handpferd an der backe war das bremsen allerdings nicht so leicht und ich musste aufpassen, dass die beiden pferde mich nicht teilten..als dann auch noch juni an mir vorbeizog, da ihre großen einen schnelleren handgalopp hatten, war es fast um mich geschehen…rose zog nach vorne, cindy blieb im ruhigen tempo und mir entzog es nach und nach den strick und damit die kontrolle über cindy. Hinter mir ritt franzi mit ihren beiden ponys und schien meine lage zu erkennen. Plötzlich setzte rose mit einem hieb zur seite und brach aus unserer strecke aus, sodass ich cindy loslassen musste. Ich rief den anderen sofort ein „achtung, freilaufendes handpferd“ zu und versuchte, den wilden fuchs zu bändigen. Franzi reagierte sofort und begrenzte cindy von außen, sodass sie nicht noch weiter aufs freie feld abdriften konnte. „hab sie“ hörte man dann bald ana rufen, was ich aber nur unterbewusst wahrnahm, da meine gerittene stute einen auf durchgeknalltes vieh machte. Sie zog enorm an, hatte sich schon viel zu viel zügelmaß ergattert und stürmte davon. Blöd nur, dass wir uns auf freie fläche befanden, denn sonst hätte ich sie in den wald gezogen, wo sie erfahrungsgemäßig vor stabilen bäumen halt machte. Nun gut, ich legte zuerst einen großzügigen zirkel an, den ich dann verkleinerte, bis die stute sich wieder gegeben hatte. Dabei tickte ich sie auch mal mit der gerte an, denn so ging es ja nicht. Es war wirklich gefährlich gewesen, dessen war ich mir durchaus bewusst. Ich ließ sie dann zurück im schritt auch noch zweimal rückwärts treten, um ihren gehorsam zu überprüfen. Bald überreichte ana mir dann meinen strick und es ging im schritt weiter. Wir näherten uns nun mit großen schritten dem zwischenstopp und durch die zwischenfälle zeigte die uhr auch schon 11.30uhr an.
Als wir endlich den zwischenstop erreichten, war noch mal gut eine dreiviertel std vergangen, caro hatte sich schon telefonisch nach unserem verbleib erkundigt und hatte schon eine große wiese hergerichtet. Dort sattelten wir die pferde ab, legten halfter an und ließen sie grasen. Zudem überreichten caro und reena uns getränke und kleine snacks in form von belegten brötchen. Natürlich hatten sie schon gemunkelt, was uns wohl zu einer 1 1/2stündigen verspätung gezwungen hatte, aber mit solchen vorfällen hatte scheinbar niemand gerechnet, auch wenn die beiden erleichtert schienen, dass keines der pferde sich verletzt hatte und wir daher nur im schritt voran gekommen waren.