01.11.2022 Ausbildungsbericht Championship A-Dressur (1)
Es war noch früh an diesem schönen Feiertagsmorgen. In der Nacht hatte es wohl etwas geregnet und die Feuchtigkeit lag noch auf den Wiesen und den buntgefärbten Blättern der Bäume. Stellenweise lagen inzwischen so viele bunte Herbstblätter auf dem Boden, das es sich so ähnlich anfühlte wie durch Schnee zu gehen. Ich liebte das raschelnde Geräusch, wenn man durch die dicke Blätterschicht lief und grinste wie ein kleines Kind vor mich hin. Es war seltsam in der Früh so alleine Spazieren zu gehen, doch irgendwie war ich noch nicht bereit für einen neuen hündischen Vierbeiner an meiner Seite. Zu tief saß noch der Schmerz des Verlustes meines alten Hundes. Dennoch hielt ich zumindest an meiner morgendlich Spazierrunde fest. Ich brauchte es einfach um wach zu werden und in Schwung zu kommen, bevor ich mich auf meinen Kaffee und das Frühstück freute.
Frisch gestärkt fuhr ich nun zum Stall und war ein wenig aufgeregt. Championship und ich hatten uns inszwischen schon recht gut eingewöhnt und zusammen gefunden und heute war es soweit das wir unsere erste gemeinsame Reitstunde bekommen würden. Meine alte Trainerin Kathrin hatte heute ihre Tour in der Umgebung und so wollte ich es natürlich ausnutzen und ihr mein neues Pferd vorstellen und direkt die richtigen Weichen in seiner Ausbildung stellen.
Champion stand an der Heuraufe und mümmelte gemütlich vor sich hin, während sein Stallpartner im Stroh lag und schnarchend schlief. Ich lächelte vor mich hin und war wirklich froh das es zwischen den beiden jungen Hengsten so gut klappte. „Guten Morgen mein Großer, na hast du Lust ein bisschen zu arbeiten?“ fragte ich ihn und hielt ihm meine flache Hand mit einem Leckerlie hin, das er natürlich freudig annahm und sich artig Halftern ließ. Ich tätschelte ihm den glatt geschorenen Hals und ging mit ihm Richtung Putzplatz, was seinen Kumpel Totalo dazu veranlasste seinen Kopf aus dem Stroh zu heben und leise zu brummeln. „Er kommt ja wieder..“ meinte ich zu dem dunklen Hengst, als ich das Tor hinter Champion und mir verschloss und mich die kühle Morgenluft ein wenig frösteln ließ. Beim Putzen war mir in jedem Fall ordentlich warm geworden und ich hatte die Jacke abgelegt. So langsam machten wir auch fortschritte und ich hatte ein paar Stellen gefunden an denen mein Hengst sich sogar mit verzogener Lippe freute wenn ich ihn mit dem Striegel daran kratzte. Ansonsten gefiel ihm das Putzen nach wie vor nicht so richtig und ich überlegte ob ich wohl noch ein paar andere Bürsten besorgen sollte, um zu sehen ob es nur daran lag, dass er sich nicht so gerne Putzen ließ. Sorgfältig hatte ich ihn an allen Beinen schwarz einbandagiert und ihm vorne schwarze Glocken mit einem Fellrand angezogen, weil er nun frisch Beschlagen war und ich nicht wollte, dass er sich gleich die Eisen wieder abzog nur weil er sich rein trat. Auch die schwarze Schabracke mit dem goldrand fand den Weg auf seinen Rücken, sowie unser dunkelbrauner Dressursattel, den wir nun gebraucht von unseren Sattlerin erstehen konnten. Vermutlich würde es nicht unser letzter Sattel sein, doch so war das eben bei einem jungen Pferd, das sich noch veränderte. Auch die passende dunkelbraune Trense legte ich ihm an, verschloss sorgfältig die Riemen, ehe ich ihm noch die schwarze Abschwitzdecke überlegte und ihn kurzweilig frei stehen ließ, während ich mir neben ihm meine Stiefel, Helm und Handschuhe anzog. Championship sah derweil aufmerksam und mit gespitzten Ohren Richtung Weiden und brummelte ein wenig hinter den Pferden her die den Weg entlang lang liefen. „Du darfst auch später noch raus.“ beschwichtige ich meinen Hengst und machte mich zu Fuß mit ihm auf den Weg in die Halle.
In der Halle führte Ich Champion erst einmal eine Runde außen herum, ehe ich ihn an der Aufstiegshilfe anhalten ließ, nachgurtete und meine Bügel herunter ließ. Einmal musste ich meinen jungen Hengst dabei ermahnen stehen zu bleiben doch kurz darauf ließ er mich artig aufsteigen und schnaubte erstmal aus, als ich ihn am langen Zügel im Schritt losgehen ließ. Bereits am langen Zügel versuchte ich im Schritt ein paar Bahnfiguren nur über mein Gewicht und den Schenkel zu reiten, was mal mehr mal weniger gut klappte. Champion war eben noch jung und etwas unausbalanciert und forderte einen stetigen Rahmen um stabil zu bleiben. Dennoch nutzte ich es immer wieder beim warmreiten aus um ihn so etwas aufmerksamer an den Schenkel und die Gewichtshilfe zu bringen. Als ich schließlich nach 10 Minuten die Abschwitzdecke über die Bande gelegt hatte und auch die Zügel etwas aufnahm hörte ich bereits ein fröhliches „Guten Morgen!“ durch die Halle schallen und ich wendete Championship auf die Halbe Bahn ab um Kathrin besser ansehen zu können. „Guten Morgen! Na hast du gut hergefunden?“ fragte ich meine Trainerin und sie nickte. „Ja das war kein Problem. Ein schickes Kerlchen hast du dir da ausgesucht!“ meinte sie gut gelaunt und ließ ihren Blick kritisch über Championship gleiten. „Ja bisher habe ich es auch keinen Tag bereut mich für ihn entschieden zu haben.“ gab ich ihr zurück, ehe sie noch fragte ob wir schon ein bisschen warm waren. Ich erklärte ihr das wir bereit waren um mit der Schrittarbeit zu beginnen und sie nickte gut gelaunt, bevor sie sich in einer Ecke etwas an die Bande lehnte und ihre Hände in die Jackentaschen legte. „Dann nimm mal die Zügel noch etwas kürzer und trag deine Hände etwas mehr vor dir, schau das du ihn gut nach treibst, damit er den fleiß erhält, lass die äußere Hand schön stehen und spiel ihn mit der inneren Hand ein wenig ab. Ja genau so, aber achte darauf das du mit der äußeren Hand nicht immer zu weit vorgibst, sonst löst sich der Rahmen wieder auf und er kommt wieder hoch. Wenn er da ist wo wir ihn haben wollen machst du einfach den Ringfinger auf und gibst so ein bisschen nach und belohnst ihn. Er soll gleich von Anfang an lernen sich selbst zu tragen.“ Es war gar nicht so leicht mit der stetigen äußeren Zügel Verbindung, doch Runde um Runde klappte es immer besser. Rechte Hand rollte sich Champion gerne etwas ein, wogegen ich immer wieder mit der inneren Hand überstreichen und ihn gleichzeitig vermehrt vorwärts treiben sollte damit er wieder etwas vor kam. Linke Hand legte er sich gerne etwas auf den Zügel und schob den Popo in die Bahn, weshalb wir erst einmal etwas an der Gerade Richtung arbeiteten in dem ich ihn vor allem linke Hand immer im Schulter vor denkend reiten sollte. Das klappte ganz gut und als wir im Schritt vernünftige Zirkel und gerade Mittellinien und Diagonalen hin bekamen fingen wir an den Trab mit dazu zu nehmen. Erstmal ging es einfach nur locker vorwärts in großen Bahnfiguren und Champion schnaubte dankend ab. Zwischendurch wurde er gerne ein bisschen zu schnell und hob sich wieder aus der Anlehnung heraus, wenn ich ihn versuchte wieder ein bisschen mehr einzurahmen verkroch er sich gerne wieder und klebte an der Bande, weshalb wir nur noch auf dem zweiten und dritten Hufschlag reiten durften. Schon relativ früh fingen wir an zu galoppieren, weil Kathrin glaubte er würde sich dann etwas leichter lösen und sie sollte recht behalten. Sein Galopp hatte aber auch einfach unglaubliche Qualität und es fühlte sich ein bisschen an wie auf einem Schaukelpferd. Auch hier arbeiteten wir wieder ein wenig an der Geraderichtung und korrekten Bahnfiguren, ehe Champion eine kleine Schritt Pause am langen Zügel bekam. Ihm war trotzt seines geschorenen Halses schon gut warm geworden und auch ich hatte schon an Temperatur zugelegt und vermutlich schon wieder einen rötlichen Kopf. Nach einer Runde Schrittpause nahm ich die Zügel wieder auf und wir gingen nun an die Trab Arbeit. Zu erst erarbeiten wir uns ein paar Schritt-Trab, Trab-Schritt und Trab-Halt, Halt- Trab Übergänge und hielten die Trab Sequenzen immer recht kurz, damit ich besser zum aussitzen kam. Champion kam dabei immer besser auf die Hinterhand und wurde dadurch etwas freier in der Schulter, ehe wir schließlich anfingen den Mitteltrab zu erarbeiten. Zu Erst arbeiteten wir nur auf dem Zirkel und ich sollte immer an der geschlossenen Zirkelseite die Tritte etwas verlängern und an der offenen Seite wieder das Tempo etwas zurück führen. Hierbei brach er mir manchmal etwas in der Schulter aus, so dass wir das ganze umdrehte und ich die offene Zirkelseite nutzte um die Tritte zu verlängern und die geschlossene um das Tempo wieder zurück zu führen und ihn schön einzurahmen. Als das klappte und ich ihn wirklich gut am Bein hatte sollte ich auf die Diagonale abwenden und hier langsam den Mitteltrab entwickeln. Beim ersten Versuch schmiss ich die Zügel zu sehr weg und hielt zu wenig Verbindung, weshalb er sich raus hob und wieder insgesamt etwas instabil wurde. Also folgte nochmal eine Runde Zirke,l um ihn wieder schön einzurahmen und erneut ein Diagonale, bei der es mir gelang die Zügelverbindung viel besser zu halten, nur hatte ich nicht genug nachgetrieben. Beim dritten Versuch klappte es schließlich richtig gut mit dem Mitteltrab und Champion gab uns einen kleinen Vorgeschmack was an Gangwerk in ihm schlummerte und ein breites grinsen zog sich auf mein Gesicht. Auf der anderen Hand gingen wir genauso vor. Erst wieder Zirkeln mit Tempo zulegen und Rückführen und schließlich wieder die Diagonalen. Bei der letzten nahm Champion mir ein wenig die Hilfe weg und zog schon von sich aus ziemlich an, kaum das wir auf die Diagonale geritten waren. Ich grinste weil es sich einfach richtig toll anfühlte. Aber Kathrin ließ uns noch einmal das ganze an einer langen Seite reiten, damit er eben nicht mir die Hilfe einfach weg nahm sondern gut zuhörte wann ich ihm die Hilfe gab und erst dann reagierte. Nachdem aber auch dies gut geklappte hatte, ließ ich ihm die Zügel im Leichttrab aus der Hand kauen und wir drehten auf jeder hand noch eine lockere Runde, ehe ich ihn über den Sitz zum Schritt durchparieren ließ und zufrieden am schwitzigen Hals tätschelte, während er sich lang ausstreckte und kurz schüttele, was mich ein bisschen Lachen ließ. Kathrin reichte uns noch die Abschwitzdecke und während Champion und ich etwas abkühlten und Schritt Ritten besprach ich mit Kathrin noch ein paar Dinge und bekam ein paar Hausaufgaben, die ich bis zu unserer nächsten Unterrichtseinheit erarbeiten sollte. Ich war mich sicher wir hätten morgen beide sicherlich Muskelkater aber so sollte das ja auch sein und Morgen würden wir dafür etwas Entspanntes machen. Überglücklich drückte ich Kathrin das Geld für die Stunde in die Hand, ehe sie sich verabschiedete und da die Halle immer noch leer war, sattelte ich Champion kurzerhand hier ab und ließ ihn sich wälzen, während ich das Sattelzeug zu unserem Spind brachte. Als ich zurückkam stand Champion paniert und noch etwas dampfend mitten in der Halle und döste vor sich hin. Ich nahm die Decke und strich grob den Sand von seinem Rücken, ehe ich ihm die Abschwitzdecke anlegte und mich dann daran machte die Halle abzuäppeln und die Stelle an der er sich gewälzt hatte mit der Harke etwas abzuziehen. Als alles ordentlich war, halfterte ich Champion auf und ging mit ihm zurück zum Putzplatz um ihn noch einmal kurz abzubürsten und die Bandagen und Glocken abzumachen. Champion schien richtig müde und stützte seine Oberlippe am Anbindebalken ab, während seine Augen immer kleiner wurden. Ich verräumte derweil alles und holte noch als Belohni ein Portion Kräutermüsli aus dem Schrank, was ihn gleich mal wieder wacher werden ließ. Während er futterte fing ich langsam an ihn auszudecken und hing die Abschwitzdecke schließlich zum trocknen auf, bevor ich seine leere Futterschüssel abspülte auch weg räumte. Champion brachte ich schließlich zurück zu seinem Stallkumpel, der uns wiehernd begrüßte. Auch Champion wieherte kurz zurück, ehe ich ihn ins Paddock entließ, ihm noch einen Keks zu steckte und ihm kurz hinterher sah, während er zu seinem Kumpel ging und die beiden sich beschnupperten und Hengsthälse machten, ehe sie kurz quietschten und dann wieder gemeinsam zur Heuraufe gingen. Ich war jedenfalls ziemlich zufrieden und ausgelaugt glücklich von unserer Reitstunde und freute mich bereits jetzt auf unseren weiteren Ausbildungsweg.
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